Geburtstagsshow Al Cook - Danke
Liebe Blues Community
Bezugnehmend auf meine Geburtstagsshow möchte ich die Akteure und Akteurinnen, sowie das zahlreich erschienene Publikum keinesfalls unbedankt zurücklassen. Habe ich doch wieder einmal ein gutes, bis begeistertes Echo zurückbekommen, das mir zutiefst zu Herzen gegangen ist.
Der Grundidee zu diesem Fest gingen vorerst einmal mentale Turbulenzen voraus. Ich wollte nicht nur kompromißlos authentischen Blues machen, sondern auch etwas für’s Publikum zur Unterhaltung bieten. Die perfekte Balance zwischen Entertainment und seriösem Kunstanspruch war schon immer mein Anliegen. Blues und Boogie Woogie sind kein Beethovenkonzert. Schließlich wollte ich eine Barrelhouse-Atmosphäre genererieren, so mit Bluestänzern und schlüpfrigem Strip-Tease, aber das wäre leider zu teuer gekommen. Dann haben es drei symbolisch aufgestellte Fässer auch getan. Schön wäre es gewesen, wenn beim rhythmischenTeil der Show zumindest die relativ jüngeren Zuhörer mit ihrem Getränk nach vorne gekommen wären und auch ein wenig getanzt hätten. Aber alles in allem war die Stimmung sehr gut.
Besonders die Wizards Of Blues und die Pianisten Christoph Rois, Martin Pyrker und Stefan Koss, sowie Charlie Lloyd trugen zur künstlerischen Qualität des Programmes mit ihren Demonstrationen historischer Stilistik entscheidend bei, diesem Fest eine sozusagen hochkulturelle Note zu verleihen.
Für mich persönlich war der Gastauftritt von Inga Lynch ein Highlight, das mir große Freude gemacht hat. Binnen kürzester Zeit hat sie eine, von mir im Classic-Blues Genre komponierte Nummer erlernt und mit meinem Leibpianisten Charlie Lloyd ausgearbeitet. Leider konnte ich Inga nicht mehr auf’s Plakat setzen, da diese schon gedruckt waren, als ich sie zufällig bei einem Metropolauftritt der Mojo Bluesband kennengelernt hatte. Daß hier Profis am Werk waren, konnte man nicht nur am Backup von Charlie Lloyd hören; Karin Daym am Kontrabass und Sabine Pyrker am Schlagzeug stiegen spontan ein und das war’s. Für Karin, die ebenfalls eine pochende Ader für den Blues hat, schrieb ich einen Song im St.Louis Stil, der stark an das Duo Henry Brown und Ike Rodgers angelegt war. Der Posaunist, der die Rolle von Ike annahm, ist in unserer Szene wohlbekannt. Arthur Fandl ließ es sich nicht nehmen und verschob seinen regulären Auftritt im Cafe Korb. Ihm, sowie dem Pianisten Christoph Rois gebührt ein großes Kompliment, daß sie mir dennoch die Ehre ihrer Bühnenpräsenz zuteil werden ließen. Gerry Lülik beweist ja schon seit jahren, daß er auf der Bluesharp den Chicago-Stil der Post-War Ära wie kein Anderer zum Leben erweckt. Fritz Weiss ließ beim Rock ’n‘ Roll sein Saxophon röhren, wie ein brünftiger Hirsch. Das beweist ja immer wieder, daß Rock ’n‘ Roll eine dezidiert erotische Musik ist.
Die Abschlußsequenz gestaltete der aufstrebende Rock ’n‘ Roll Performer Wayne Martin, der in der Szene bereits zur Spitze gehört und auch von Dana Gillespie geschätzt wird. Ich möchte dazu nur statuieren, daß der klassische Rock ’n‘ Roll und der Blues aus ihrem Ursprung heraus kein anachronistischer Popgag ist, sondern in ihren gemeinsamen Stilelementen nachweisbare Similaritäten haben. Fritz Weiss ließ dabei sein Saxophon röhren, daß es wie ein brünftiger Hirsch klang. Das beweist ja immer wieder, daß Rock ’n‘ Roll eine dezidiert erotische Musik ist, die in seiner authentischen Ausprägung der Humus war, aus dem ich einst in den frühen 60ern als bescheidenes Pflänzchen hervorging.
All den Protagonisten dieser 80 Jahre Show sei nicht nur von tiefstem Herzen für dieses schöne Geburtstagsgeschenk gedankt, für mich und mit mir zu musizieren, sondern auch zum kulturellen Weiterbestand der klassisch-authentischen Bluesformen beizutragen.
Große Freude hat mir auch das Publikum bereitet, daß es trotz einstündigem Konzertüberzug nicht gelangweilt den Saal verließ, sondern bis zum Schluß ausharrte, als ich mit meinem „Loneliest Man In Town“ den international rennomierten Jazzgeiger Rudi Berger ins Rampenlicht holte, um für mich das vor einem halben Jahrhundert aufgenommene Geigensolo aus der Vergangenheit ins Heute zu holen.
Sozusagen „Needless to say“ möchte ich meinen Boys Charlie Lloyd, Harry Hudson und Mike Jerry meinen Dank, sowie meine Hochachtung aussprechen, daß sie mir nun seit 42 Jahren die Treue halten und so lange mit mir durch Dick und Dünn und auch manchmal durch die Wand gegangen sind.
LONG LIVE THE BLUES
Euer Al Cook