Hinter diesem wohl ohrgängigen, aber doch rarem Bandnamen versammelten sich:
Peter Cerny (Stimme), Johannes Konecny (Gitarre, Komponist), Laura Pudelek (Cello, E-Baß), Walther Soyka: (Akkordeon), Flip Philipp (Vibraphon) und Constanze Hölzl (Überstimme).
Um dem ersten großen Auftritt gerecht zu werden, ist es angebracht, Charakteristika hervorzuheben: Peter Cerny setzt seine Naturstimme mit spezifischer Beachtung der Aussage des jeweiligen Textes so ein, daß der Zuhörer vom Anfang an eine immens hohe Intensität der Texte erlebt. Dem Gewicht nach verhält es sich mit der Musik. Sie ist nicht Untermalung, Verstärker des Klangerlebens, nein: hier sind zwei selbständige Exponenten des Kunsterlebens zu einer Einheit auf höchstem Niveau uniert. Dazu ist es zu betonen, daß die Texte im Wiener Dialekt geboten werden. Und die gesamte Veranstaltung hindurch zieht den Zuhörer in ein anhaltendes Erleben, wie eine Aussage sich der feinen Nuancen von Piano bis Forte bedient. dazu in untadeliger Abstimmung die Höhen und Tiefen. Im Gleichschritt gehen die Musiker in diesem faszinierenden Konzept einer perfekten Präsentation mit. Saubere, klare Intonierung, keine Verschleifung, auch wenn der Dialekt dies zuließe, prägen die Gesangsleistung Cerny´s.
Johannes Konecny trägt den Part des Intro für jede Nummer. Die Aussage, die hier zum Tragen kommt, erklärt dem Höher das Faktum, daß alle Nummern von ihm komponiert sind. Der Creator cantus, der Liedschöpfer, geleitet sein “Kind“ zur Schar der Konzertgäste. Man kann legitimer Weise von seiner Patronanz für alles im folgenden Gesungenen sprechen. Der Vater und seine Kinder bilden eine eigene Sparte des Abends.
Laura Pudelek ist eine begeisternde Herrin des Cello. Was ihre Töne an Gefühlswelten schaffen, das zu beschreiben, verweigert die Sprache. Es war tatsächlich so, daß bei jedem ihrer Parts man unfreiwillig den Atem anhielt, um das Höhererlebnis um mindestens ein “Fortissimo“ zu intensivieren. Dabei wurde ganz bald deutlich, daß die Cellopassagen besonders dann einsetzten, wenn der unmittelbare Text davor eine zusätzliche Zeitspanne der Wirkung, interpretiert durch die den Zuhörer vereinnahmenden Cellotöne, eine weitere Atempause dem Zuhörer abverlangte. Was waren das doch für Momente!
Walther Soyka bediente sein Akkordeon in präzise adaptierter Konzentration, die in gedämpfter, nie Extraaufmerksamkeit verlangender Spielweise (ja nicht selten ein Kennzeichen des Akkordeons) Wohlklang und spezifischen Hörgenuß schuf. Und wiederum, wie beim Cello, war unüberhörbar die Einheit von Text und die Abschnitte des Akkordeons in den Händen von Walther Soyka.
Flip Philipp am Vibraphon kam a priori ein großer Dank zu, ist doch dieses Gerät ja nur mehr ganz selten zu hören, besser: zu erleben. Wenn dann der Spieler das Gerät in staunen machender Virtuosität beherrscht, fragt man sich, weshalb die Seltenheit solchen Kunstgenusses Tatsache ist.
Constanze Hölzl, vom Bandleader als “Überstimme“ bezeichnet, wobei mit diesem Wort mehr gesagt ist, als auf´s erste Hinhören vermutet werden könnte, besitzt eine kraftvolle, auch im lyrischen Segment ausdruckstarke, höchst angenehme Stimme, bar aller Sopranschärfe. Zugleich war spontan klar, wie viel der Gesang von ihrer Mitwirkung profitierte. Den stärkste Eindruck und zugleich ein besonders nachhaltiges Erlebnis ergab sich, wenn nur Constanze Hölzl´s “textlose“ Stimme den zeitgleichen Gesangspart von Cerny trug, was mit feiner Ohrgängigkeit eine Zweistimmigkeit ergab.
Die Texte: Szenen aus Wunschträumen, kleine Bilder alltäglichen Geschehens, scheinbare Nebensächlichkeiten, Humoriges ohne Hintergründigkeit aber mit Tiefgang, Emotionales beim Abschied für immer (“Vater, mach die Augen auf“). Um einen Eindruck von der Textcharakteristik zu vermitteln, bieten sich die 11 Titel der ersten CD (“a Ewigkeit“) an: “nur schaun – a Ewigkeit – da Wind – a Klanigkeit – Kana wü aufhean – er waß ned genau – nimma allan – mit ana koidn Hand – fliagn – i wü nur schlafn“. Komplettes Textheft liegt bei.
Hier ist es angebracht, auf Links zu verweisen, die hörbar (https://www.youtube.com/channel/UCz_GI1z6yOGaeNdfXdgo2YQ) und sehbar (https://www.youtube.com/channel/UCz_GI1z6yOGaeNdfXdgo2YQ) machen, was nicht beschreibbar bleibt. Die Präsentation einer zweiten CD (8.10. 2019, Theater am Spittelberg) bietet gewiß beides.
Zusammenfassend bleibt ein besonders kräftiges Erleben einer Band, die für die gesamte Welt Musikinteressierter (oder ihr Ausgelieferter) eine mächtige Bereicherung bringt. Und dies auch im musikreichen Wien. Gleichgültig, welcher Musikrichtung der einzelne sich “ausgeliefert“ weiß, für jeden haben CeKo & Freunde ein Links zu wundervolles Erleben bereit.
Hermann Harrauer
Foto © Josef Leitner