Herby Dunkel & Gerry Lülik
Louisiana Blues Pub, 25.11.2016.
Einen höchst vergnüglichen Abend bereiteten Herby Dunkel und Gerry Lülik den Freunden des akustischen Blues. Stimme, Gitarre, Mundharmonika und wo’s passt Stomp Box, sonst nix. Keine Effekte irgendwelcher Art, keine Hochtoneskapaden, alles sparsam, minimalistisch interpretiert.
Da saßen zwei Musiker auf der imaginären Bühne, die einander seit Jahren kennen und unzählige Male gemeinsam aufgetreten sind, wenn auch nicht so oft als Duo. Zwei Musiker, die wirklich harmonieren, aufeinander aufpassen und antizipieren können, was der andere als nächstes tun wird.
Es wurden ausschließlich Coverversionen gespielt, Bekanntes und weniger Bekanntes. Alle waren sie da: Robert Johnson, Muddy, Wolf, John Lee Hooker, Jimmy Rogers….. aber auch Bessie Smith, Sleepy John Estes, Stephen Stills(!) und andere. Nun gibt es viele, die ob fehlender Musik aus eigener Feder die Nase rümpfen – was, nur Covers? Unakzeptabel! Teils gebe ich denen Recht, nicht aber dann, wenn die Lieder von Könnern in deren persönlicher Eigenart reproduziert werden. Da sind mir Fremdkompositionen allemal lieber als manchmal dahingequälte selbstgeschriebene Stücke…
Vieles war Chicago Blues, aber auch Louisiana, die Westküste und sogar Pop waren vertreten.
Herby hatte drei Gitarren dabei, darunter eine blecherne, spielte immer mit Daumenpick, vieles mit Slide; seine angenehme Singstimme ist seit langem hinlänglich bekannt. Gerry ist auch international einer der besten des Fachs. Höchst erfreulich, auch ihn ausschließlich akustisch zu hören. Fast genial, wie er sein Instrument bei Stücken einsetzt, wo in den Originalversionen keine Harp vorkommt, wie etwa jene von Johnson und Hooker.
Es ist müßig, einzelne Lieder besonders hervor zu heben, es gab keine Schwächen. Besonders heftig akklamiert wurden „Ride & Roll“, „Boogie Chillen“ und Leadbelly’s „Midnight Special“. Vor „Mary Don’t You Weep“ bekamen wir eine kurze, launige Bibelstunde von Professor Herby; trotz hoher Qualität bleibt aber Ian Siegal’s Interpretation vorerst das Maß der Dinge. Sehr gefreut habe ich mich über Broonzy’s „I Had A Dream“ und Bessie Smith’s „Nobody Know’s You…“
Das LBP war sehr gut besucht, auch Lilli Kern und Susi Plahl waren anwesend und wurden prompt eingeladen, ihre Stimmen zu erheben. Leider waren beide von meinem Platz aus nicht gut zu vernehmen; bis auf ein Lied hörte ich sie als Background- und Refrainsängerinnen. Kurz vor dem Schluss kam noch ein Gitarrist und Sänger aus Triest auf die Bühne, Franco Trisciuzzi Cruccas, alias Franco Toro („That’s All Right“, „Louisiana Blues“) – ein Mann mit mächtigem Volumen.
Um 23h00 muss neuerdings wegen Problemen mit einer Hausbewohnerin Schluss sein, dafür wird schon um 20h00 begonnen. „Sloppy Drunk“ war das umjubelte Finale; die Zugabe wurde schon nach elf Uhr gespielt, also pssst, speak easy!
Werner Simon