Jürgen & Hermann Posch
Bierkanzlei, 23. 1. 2016
Die gesteckten Erwartungen, das sei sogleich gestanden, waren entsprechend der Lokalgröße auf einen Abend ausgerichtet, der von einem Zusammensein mit einer Blues-, zutreffender Musikgröße des Landes, Hermann Posch, und einem noch viel zu wenig bekanntem “Nachwuchs“, Jürgen Posch, Hermanns Neffe, bestimmt sein würde.
Gestartet hatte Jürgen als Solist. Schon von der ersten Nummer weg war das sichtlich gleich orientierte Publikum auf eine tatsächlich viel später zu hörende Textzeile eingestellt. Und es lautete dann die Liedliebeserklärung von Jürgen: “weil i mag di“. Die Umtextierung der Hörerschar zu “weil wir dich mögen“ war nicht nur spontan, sie beschrieb den Verbindungsstrang zwischen Hörer und Sänger. Eine den ganzen Abend hin anhaltende Community.
Wie läßt sich der Versuch, Jürgens Charakteristik in unbeholfener, dem tatsächlichen Wesen unmöglich gerecht werdender verbaler Einordnung zu unternehmen, angehen? Da sind einmal seine (tautologisch, daher nicht erforderlich das andere Adjektiv: eigenen) Texte in der nuancenreichen Alltagssprache (sie übertrifft ja allemal die hölzerne Dudensprache). Die gesprochene Lautmalerei steht ja hoch über der geschriebenen und ist so nicht wiedergebbar. Wäre doch schreibbar, was sein “i mag di“ in der Länge zerdehnt, mit ansteigender Stimmkraft, in einer Lauteinheit ohne Unterbrechung, so als fest verbundene Einheit geboten, die die drei Elemente der so scheint´s leicht hingestreuten Aussage “Ich – mögen – Dich“ im Raum trotz zunehmender Verstärkung gleichsam stehen ließ und im Gehör des Publikums deutliche Spuren eines starken Bekenntnisses miterleben ließ. Eben das ist eines der Hauptmerkmale Jürgen Posch´s. Der Hörer sieht sich permanent aufgefordert, den Texten hohe Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die aber durch seine Präsentationstechik im Gesang ihre zweite Ausdrucksform erhalten. Keine Frage, ihn singen und herrlich Gitarre spielen zu hören, ist von unbeschreiblichem Genuß, darf aber nicht im Hörvergnügen verharren. Wie gesagt: zwei Ebenen: die der Worte, die der Noten und die der gemeinsamen Präsentation. Es bleibt einem nichts übrig, als respektvoll von einem Kunstwerk zu sprechen.
Die Beseeltheit der Person, ihrer Texte und ihrer Musik verleihen diesem Trio eine derartige Nachhaltigkeit, daß es eigentlich unverständlich ist, über nicht viel mehr Auftritte Jürgen Posch´s lesen zu können. Eine von ihm produzierte CD “Die Kölla Saga“ (office4-music. Casino Austria music line LC 15900) hilft dem Musikinteressierten zu ersten Eindrücken. Aber, s.o.: das Erleben der Person hat Platz in einer anderen Liga!
Doch, was wäre eine Abend mit Jürgen Posch ohne seinen genialen Onkel Hermann Posch. Beide zusammen zu erleben gehört in das Kapitel, Musik in vielen ihrer Specimina miterleben und mittragen zu können. Es fällt bei sehr wenigen Musikern so leicht, als schlichter Zuhörer so tief in die Qualitäten der Musik einzutauchen. Es genügt da, ein bißchen nur zuzuhören, den Verlockungen der Musik sich auszuliefern. Wie rasch kommt man da nach jeder Nummer zu dem Eingeständnis: “Unersetzbare Erlebnisse, die die Seele berühren, formen, reich machen. Bleibt die Frage: Wer will sich solche Werte noch länger entgehen lassen?“
Großer, nachhaltiger Dank an zwei Posch´s!!
Hermann Harrauer