Konzertbericht Sparkling Brut & Small Theater
SPARKLING BRUT feat. BEATA KOSSOWSKA
Reigen, 09.05.2015
Eine der aufregendsten Bluesrockbands, die “Sparkling Brut“, ist nach in Wirklichkeit erst seit kurzer Zeit auf der Bühne, hat inzwischen sich – durch fleißig engagiertes Üben, hört man – einen Status erreicht, der nicht nur zahlreiches Publikum anzieht, sondern den man nicht missen möchte. Vorbildhaft in der Spieldisziplin, beispielhaft für jene Anforderungen, die man allzu gerne von einer Band erwarten möchte. Gegenseitiger Respekt und einzig der Musik und der Hörerschaft zugewendet. Es fällt schwer, all die unumgänglich geforderten Adjektiva zur Charakterisierung der “Sparklings“ ausfindig zu machen. Allein hier von einem Frontmann sprechen zu wollen, ist unzulässig. Jeder einzelne erfüllt diese Typika, jeder einzelne ist ein glänzender Solist, jeder agiert jedoch im Wissen, daß nur im Zusammenspiel ein Ziel erreichbar ist: mit Spitzenmusik in Spitzenleistung dem Zuhörer zu dienen, ihm Freude zu machen. Wenn man sich als dieser bewußt macht, mit welcher Bereicherung man in den Alltag (korrekt: -nacht) zurückkehrt, beginnt man vage zu ahnen, welcher Geschenkwille diesem Team eigen ist.
Andi Bauer (Gesang, Mundharmonika) schnappt sich das Publikum nicht nur mit seiner rauhen, streng klingenden Stimme und seinem ungezwungenen Outfit, er setzt – man merkt das nur ganz schwer – seine berufsgeformte, mit Raffinesse gelenkte Pädagogik ein. Oft ist es nur eine leicht unbemerkt bleibende Handbewegung, mit der er das nachfolgende Wort, die nächste Floskel hervorhebt. Begeisternd!
Lovro Novak (Gitarre): sparsam mit Bewegungen, beherrscht in der Gestik, immense Konzentration als Markenzeichen mit meist geschlossenen Augen, nur dann und wann ein sparsames Heben nur eines Augenlides zeigt an, daß er mitten im Geschehen steht. Was er an Spielkultur ohne sichtbare Anstrengung in den Abend zaubert: wo sind da die gebrauchten Wörter!?!
Fred Zethofer (Bass, Backing vocals): von der ersten Minute an bis zum letzten Ton die Person der permanenten Präsenz. Großartig seine stete Unüberhörbarkeit ohne jemals in den Vordergrund zu drängen. Man kennt im Gegensatz dazu nicht selten störende, weil über alles darüber dröhnende Bässe und im Kontrast dazu die Frage: ist der Bass auch dabei? Mag schon sein, daß eine hier nicht verheimlichte (Über)sensibilität vom Bassgewummer vorbeidrönender Autos beeinflussend sind. Aber ist es nicht legitim, einen Bass miterleben zu dürfen, ohne irritiert zu werden? Wenn es so gekonnt geboten ist wie von Fred Zethofer: nur Freude!
Max Tschida (Key und Hammond mit etwas Backing vocals): Jung, voll in Konzentration auf seine Aufgaben, zwischen seinen zwei Instrumenten stehend, die Band immer im Blickfeld ist wohl ein Talent besonderer Begabung. Ganz dem jeweiligen Stück zugewendet bringt er mit der ihm gegebenen Kreativität einzigartige Hörerlebnisse und lange haftende Akzente für das Begreifen und Verstehen der betreffenden Musiknummer. Da wird einem oft erst klar, wie von ihm spontan eingefügte Bögen – ich komme nicht herum, darin so etwas wie freie Koloraturen für mich zu notieren – ein wohliges Verweilen an der eben abgehandelten Passage vermittelt. Mit diesem Mitwirken ist er in der Band längst unentbehrlich geworden.
Alexander Munkas (Schlagzeug): Drums stellen ja nicht selten spezifische Anforderungen an den Hörer; aber es ist nun einmal so, daß die Lautstärke wohl so etwas wie das Haarigste ist: Das Mittelmaß ist da das Maß aller Dinge. Was nicht in diesem Sektor zu finden ist, bedeutet Leid dem Ohr des Zuhörers. Munkas spielt ein kräftiges Schlagwerk mit dem permanent korrekten Rhythmus im kleinen Finger. Herrlich, wie er den Schluß einer jeden Nummer ganz persönlich gestaltet. Nicht nur das Publikum lauert darauf, wie er diesmal den letzten Schlag setzt, auch die Kollegen der Band warten fasziniert darauf. Und es ist tatsächlich so: Hat er den letzten Tick aus seinem Handgelenk gelassen, weiß man: Jetzt ist die eben gespielte Nummer komplett! Da gibt es keine Lückenhaftigkeit. Köche wissen den letzten, finalisierenden Griff zur Würze, Munkas zum letzten Ton.
Die Band überraschte das zahlreiche Publikum mit BEATA KOSSOWSKA an der Harp: Frenetischer Beifall an eine Künstlerin, die kaum jemandem bekannt war. Mit einer Hingabe an die Musik, mit Begeisterung und betörender Energie, schonungsloser und kraftraubender Spielweise. War das ein Erlebnis! Wie oft hat man zum Nachbarn geblickt mit der Frage auf den Lippen: “Was ist das für ein einzigartiges Können!“ Großer Dank an den “Entdecker“ von Frau Kossowska für diesen Abend! Wird wohl wieder zu hören, besser: zu erleben sein (20. 6. 2015 im Stellwerk)!
Kurz noch das Programm des Abends: ACDC: Fanfare (eine großartige Idee: vom Tonträger wurde das Intro gespielt, in das Schlagzeug, Bass und Keybord einstiegen und sich gleichsam in die Musik hineinbegleiten ließen, bis letztlich die Truppe auf der Bühne komplett war und ACDC ablösten: Da kam man als Zuhörer gleich auf den Geschmack des nachfolgenden Abends); Still Rainin´ (Jonny Lang), Sail Away (Deep Purple), Dealing with Love (Chaos de Luxe), The Sky Is Crying (Elmore James), Dust My Broom (Elmore James), Roadhouse Blues (The Doors), Jano (Chaos de Luxe), On The Road Again (Canned Heat), When A Blind Man Cries (Deep Purple), Black Eyed Blues (Joe Cocker), Children Of Revolution (T-Rex), Natural Born Boogie (Humble Pie), Mustang Sally (Wilson Pickett), Sharp Dressed Man (ZZ-Top).
Eingeleitet wurde der Abend von der jungen Band (seit 2011) SMALL THEATER. Die ausschließlich gespielten Eigenkompositionen der vier Herren fanden ein interessiertes Publikum. Die musikalische und textliche Qualität findet berechtigten Applaus. Piano und Gesang von Karl Stockhammer (klare, kraftvolle Stimme mit großer Reichweite) wünscht man sich öfter zu hören (das Textpult auf dem Piano sollte vielleicht doch das Gesicht des Sängers weniger verdecken). Gernot Exel (Gitarre, Backing Vocals und Band Master Mind) war leider von der Tontechnik arg im Stich gelassen, so daß seine Spielkunst zugedeckt wurde von den amüsanten gymnastischen Momenten. Man wartete leider mit geringem Erfolg auf ein klares Gitarrensolo (Frage an das Arrangement). Doch das, was in kleinen Dosen zu hören war, fördert jede Hoffnung auf sehr viel Freude für den Hörer. Restlos überzeugte Andreas Hampl am Bass: Beherrscht, klug im Einsatz, was aber darunter zu leiden hatte, daß die Vorliebe der Tontechnik auf ihn gerichtet war. Gleiches gilt für Alexander Hartl am Schlagzeug. Irgendwie verfolgte einen stets der Gedanke, daß der Soundchek doch ein anderes Hörbild hätte ermöglichen sollen. Aber: Dankbar war das Publikum, daß eine junge Band die Chance hatte zu einem Auftritt vor großem Auditorium. Und es steht außer Frage, daß das SMALL THEATER (ist dieser Bandname clever?) eine gute Prognose für ihre Zukunft zugebilligt wird. Auf zum nächsten Event!!
Hermann Harrauer