Konzertbericht Steve Guyger & Herby Dunkel Trio
Werner Simon lĂ€sst auch an so trĂŒben Tagen wie heute wieder die Sonne scheinen  vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht von unserem Konzert! Fotos vom Konzert sind auf der Homepage unseres Fotografen Stephan Stewo zu sehen! www.stewo.at
Steve Guyger und das Herby Dunkel Trio
âBlues Stageâ, Gasthaus Karnerwirt, Muggendorf bei Pernitz, 28.3.2015
Das Konzert am 27.3. âHerby & The Mudcats feat. Steve Guygerâ hatten die beste Sissi von allen und ich ausgelassen, weil wir an diesem Abend im Stockerauer Tratelier bei Hermann Posch und Harry Pierron waren (siehe Bericht). Zwar wĂ€ren wir gerne dabei gewesen, weil wir die beiden Harpspieler Steve Guyger und Gerri LĂŒlik gemeinsam auf einer BĂŒhne von einem Gig im Mojo Music Club vor wenigen Jahren noch sehr gut in Erinnerung hatten, aber man kann sich nicht zweiteilen. AuĂerdem hatten wir blues.at Chefin Sabine List unser Kommen nach Pernitz zu ihrem Blues Stage Konzert fix zugesagt und mussten somit mit drei Viertel Mudcats vorlieb nehmen, nĂ€mlich Herby Dunkel (g,vcl), Benji Hösel (upright-b) und Reinhard Dlapa (d), featuring Steve Guyger (hca,vcl).
Steve ist als einer der besten Mundharmonikaspieler weltweit anerkannt. Stilistisch erinnert er an seine groĂen Vorbilder der fĂŒnfziger und sechziger Jahre, seine technische Brillanz ist ebenso wenig zu ĂŒberbieten wie sein tiefes GefĂŒhl fĂŒr den Blues. FĂŒr die meisten Songs verwendet er meist zwei verschiedene diatonische Instrumente mit unterschiedlichem Klang, auĂer er spielt gerade eine chromatische Harp, die er genau so subtil handhabt. Seit 1980 hat er etwa 15 Jahre lang hat er in der Band des groĂen Jimmy Rogers gespielt, und der war nach Little Walter sicherlich wĂ€hlerisch bei der Auswahl seiner Harpspieler. Als SĂ€nger ĂŒbt Guyger groĂe Faszination aus und ĂŒbertrĂ€gt seine Emotionen auf das Publikum.
Am 24.3. war er von Duke Robillard bei dessen Konzert im Reigen zum Einsteigen eingeladen worden und hatte ein paar Lieder mitgespielt, wirkte aber bei weitem nicht so locker und souverĂ€n wie am Samstagabend mit Herby Dunkel und Konsorten; die beiderseitige Sympathie sowohl in musikalischer wie auch in menschlicher Hinsicht dĂŒrfte auf die gemeinsame Performance der beiden KĂŒstler Ă€uĂerst positiv einwirken.
Das Gasthaus Karnerwirt in Muggendorf bei Pernitz war an diesem Abend zum Brechen voll. Einerseits hatte die intensive Werbung Sabines ihre Wirkung nicht verfehlt, und andererseits dĂŒrften viele der Besucher den Auftritt derselben Band vom April 2013 in bester Erinnerung behalten haben. Schon zu Beginn war beste Stimmung im Saal und sollte sich im Verlauf des Konzerts bis zum Jubel steigern.
Nach einer instrumentalen Einleitung hörten wir âMy Babeâ, âWee Wee Hoursâ und ein variantenreich interpretiertes âMellow Down Easyâ, sowie Muddy Watersâ âBlow Wind Blowâ als medium shuffle mit mĂ€chtigem Sound und einem grandiosen Solo von Herby. Die Musiker lĂ€cheln sich gegenseitig an, sie sind zufrieden und haben SpaĂ. Vor der folgenden Nummer erzĂ€hlt Steve von Vokalgruppen, deren Doo-Wop er in den Sechzigern an jeder StraĂenecke hören konnte, und stimmt gleich einen passenden Song im Stile eines afroamerikanischen Crooners an. Mit einem schneller als der Originalversion gespielten, spektakulĂ€ren âEveryday I Have The Bluesâ kehrt er zum Blues zurĂŒck. Reinhard erhebt sich rasch von seinem Trommelstuhl und fotografiert ins Publikum, ehe bei â19 Years Oldâ Herby singt und mit Slide ein groĂartiges Solo spielt.
Bei âRock This Houseâ, einem waschechten RockânâRoll, hĂ€lt es Karin und Ossi Hebenstreit nicht mehr auf den Sitzen, sie legen eine flotte Sohle aufs Parkett. Den Herren auf der BĂŒhne gefĂ€llt das, den mĂ€chtigen Gesang Steveâs beantworten die anderen mit Bandvocals. Beide FrontmĂ€nner spielen enthusiastische Chorusse; Herby will mit seiner Gitarre ins Publikum marschieren, hat aber nicht genug Platz, also kann er sich nur wenig vor den BĂŒhnenrand wegbewegen.
Pause.
Es geht weiter mit âJukeâ, dem instrumentalen Little Walter Hit; alle Songs kann ich aus PlatzgrĂŒnden nicht aufzĂ€hlen, aber wir hören unter anderen Titel von Junior Wells, Junior Parker, Howling Wolf, Van Morrison; wir hören Chicago Blues, West Coast Blues, diatonische und chromatische Harp-Solos, Gitarrenchorusse mit und ohne Slide, schnelle Lieder, langsame Lieder, Rhumbas(!), nahezu die ganze Palette des Genres.
Als letzten Titel vor den Zugaben gibt es âOh Redâ (Harlem Hamfats 1936), das Steve gerne und oft zum Schluss spielt. Minutenlanger Applaus, grenzenloser Jubel.
Ein Statement Guygerâs stelle ich ans Ende: âIch liebe diese Gegend hier, aber jede Gegend ist genau so nett wie die Leute, die in ihr lebenâ. Dem ist nichts hinzuzufĂŒgen.
Werner Simon