Konzertbericht VBS Eröffnungssession
Werner Simon hat einen Bericht über die Eröffnungssession des Vienna Blues Spring 2015 geschrieben, die am 19. März im Reigen stattgefunden hat:
Weil sich die beste Sissi von allen und ich selbst den zweiten Auftritt in Wien von Veronica Sbergia und Max De Bernardi in Christian Beckers Weinbar „Gemischter Satz“ in Grinzing nicht entgehen lassen wollten, kamen wir erst nach 22h30 im Reigen an. Das Duo hatte erst zwei Tage zuvor einen fulminanten Auftritt im „Local“ hingelegt (s. Bericht auf blues.at); diesmal war ein wirklich akustisches, weil absolut stromloses Konzert angesagt. Wir hörten wieder andere, selten gespielte frühe Bluestitel, weil es sich um ein „Wohnzimmerkonzert“ handelte, wie Max einleitend sagte. Wahrhaftig seltene Lieder, Veronica musste sich über einige Texte schummeln, die sie nicht mehr im Gedächtnis hatte. Dazu musste sie sich stimmlich ordentlich ins Zeug legen, weil die Resonatorgitarren auch ohne Strom einen mächtigen Sound haben. Im Übrigen gilt dasselbe wie bereits berichtet, mit der Ausnahme, dass in der Zugabe ein paar Country & Westernstücke präsentiert wurden (Hank Williams etc.), unterstützt von Claudia Fenzl mit der Fiddle und Dominik Plangger mit Gitarre und Stimme.
Aber zur Eröffnungssession: Gerade rechtzeitig kamen wir an, um Vali „SirBlues“ Racilas (Rumänien) Performance zu erleben, der zufällig in Wien war, weil er mit Peter Müller für STYX Records gerade seine neue CD fertiggestellt hatte. Er spielte wie immer seinen Country Blues, allerdings hält er sich mehr an die Originale als Veronica und Max – fast ein „Kulturschock“, wenn auch in positivem Sinne. Wir hörten „Love In Vain“, „Bourgeois Blues“, das unvermeidliche „Is That A Monkey You Got“ und andere. Es ist zu hoffen, dass er bald wieder in Wien auftreten wird.
Dann kamen Fia Sco & The Majestics auf die Bühne. Fia ist eine sehr junge, hübsche Dame im passenden Outfit (so wie auch die sie begleitenden Herren) mit einer gewaltigen blonden Haarwelle über der Stirn und sagte englisch an, es stünde Western Swing auf dem Programm. Gespielt und gesungen wurde sehr tanzbarer fetziger Rock-A-Billy in mächtigem Sound, präsentiert mit einem guten Gitarristen und dem immer verlässlichen Reinhard Dlapa am Schlagzeug. Die Frontfrau hat eine sehr gut passende Stimme und einen spektakulären Stage-Act. Von der Pedal-Steel Gitarre hätte ich gerne mehr gehört.
Unser Brüsselrepräsentant Hermann Posch kam als nächster dran. Den ersten Titel sang Pianist Arthur Fandl und man hörte, dass die Technik ganze Arbeit geleistet hatte: das akustische Klavier war gut zu hören. Danach sang und spielte Hermann ein frenetisches „Flip Flop & Fly“, sehr gekonnt begleitet von der bunt zusammengewürfelten Band: Arthur Fandl – p, Constanze Schlegl – b, Tom Müller – sax, Reinhard Dlapa – d. Im Finale hörten wir „Wee Wee Hours“, Chuck Berry’s wahrscheinlich schönsten, aber wenig beachteten Blues, seinerzeit als Rückseite von „Maybelline“ total untergegangen, aber doch einer der Highlights des Abends.
Den Abschluss machte Susi Plahl mit ihrem Blitzableiter, Lightning Rod. Auch sie hatte gerade eine neue CD fertig aufgenommen, von der sie uns Teile vorstellte, die von Blues Rock nicht weit entfernt sind. Gitarrist Stephan Kutscher ist ein großes, vielversprechendes Talent; Constanze Höffinger am Bass und Schlagzeuger Reini Höbart lieferten den präzisen Rhythmus ab, am Keyboard war Christoph Kögler, der für meine und Sissis Ohren zu viel orgelte. Trotzdem darf man auf die CD gespannt sein!
Werner Simon